
AUSSTELLUNG „ROBERT REITER: FERNEN FOLGEN – SPUREN SETZEN.“ – Letzter Tag: 10.10.2021
Wir kennen ihn als Landschaftsmaler: Robert Reiter. Unser Coburger Urgestein aus Untersiemau!
Schon mehrere Male zeigten wir seine Arbeiten bei uns im Kunstverein, doch selten haben wir ihn so
gesehen.
Die Ausstellung „Robert Reiter: Fernen folgen – Spuren setzen.“ in den Räumen des Coburger Kunstvereins
erhebt nicht den Anspruch einer Retrospektive. Vielmehr zielt die Auswahl mit Schwerpunkt auf seinen
Materialbildern und dem Fokus auf Reiters Werk zwischen Figuration und Abstraktion, auf die Präsentation der
weniger bedachten Aspekte seiner, hauptsächlich der Landschaft verpflichteten Arbeiten. Immer unabhängig
geblieben, stellt Reiters Schaffen der vergangenen sechs Jahrzehnte gleichwohl eine intensive
Auseinandersetzung mit der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts dar. Sein umfangreiches und vielfältiges Werk
weist Robert Reiter als einen der profiliertesten Gegenwartskünstler in Franken aus.
FIGURATION UND ABSTRAKTION
Den passionierten Wanderer Robert Reiter beschäftigt seit Jahrzehnten unermüdlich das Thema Landschaft als
vom Menschen gezeichnet. Doch zielen seine Bilder karger Landschaften des Südens sowie seiner fränkischen
Heimat selten auf die Darstellung topografisch genau bestimmbarer Orte ab. Vielmehr vermitteln sie Atmosphäre
durch Farben und die in Auflösung begriffenen Formen. Farbe wird tachistisch materialisiert; ist mehr konkrete
(reine) als gegenständliche Malerei. Mit groben und schnellen Pinselhieben bringt er Zeichen, Spuren, von
Figuration auf die Leinwand. So oszilliert sein malerisches und graphisches Schaffen zwischen Figuration und
Abstraktion.
GESTE UND FARBE
In der Gestik seiner Linien und Pinselstriche liegt Spontaneität. Die Grundierung gibt den Ton vor, häufig
bestimmt durch das Erdtönerne der verwendeten Sackleinen. Aber in diese stillen Farben setzt Reiter forsch
Schlieren an kräftigen Tönen wie Blau, Gelb und Karmesinrot. Mit der Geste des Mutwilligen lösen sich seine
gegenständlichen Sujets, oft allein am Titel erkennbar, in nebelige Farbfelder auf, wird die Farbe zum Ausdrucks-
und Stimmungsträger.
MATERIALBILDER
„Ich möchte den Lebensspuren früherer Generationen nachgehen, in Fluren und Bauten.“ (Robert Reiter)
Doch geht Robert Reiter den menschlichen Spuren nicht nur in der Darstellung seines Lebensraumes nach. Früh
entdeckte Reiter altes Sackleinen für sich als Grundstoff seiner Malerei, das er mal fast unbehandelt lässt oder zu
Assemblagen künstlerisch verarbeitet. Dabei haftet dem historischen, zer-nutzten, Material eine ganz persönliche
Note an: Auf der Flucht haben die Vertriebenen aus dem Egerland (heute: Slowakei) ihre wenigen Habseligkeiten
in diesen Transportsäcken in die ungewisse Zukunft mitgeführt. Den Bauern war es einst so kostbar, dass sie es
wieder und wieder flickten. Alte Stempel, Flicken und Risse, die Reiter kompositorisch für seine Bilder von
Landschaften umformuliert, transportieren so eine ganz eigenen Geschichte. Spuren der Vergangenheit und Zeichen der Zeitgeschichte.
Leitet Robert Reiter unseren Blick in der Malerei in die Ferne, so sehr ist er im Grafischen seiner Radierungen auf
Detailansicht und außergewöhnliche Perspektiven bedacht. Gleichwohl lösen sich auch hier zugunsten der
malerischen Wirkung die gegenständlichen Formen auf, findet eine Reduktion auf das Wesentliche statt. Zudem
taucht der Mensch bei Reiter allein in dieser Gattung auf.
Fernen folgen – Spuren setzen
Die Sehnsucht nach der Ferne war das Urmotiv der Romantiker im 19. Jahrhundert. Im Durchschreiten von
Landschaften und Schweifen in ferne Länder, der Wunsch die vertraute Umgebung für das Ungewisse zu
verlassen, liegt seither die Hoffnung zu sich selbst zu finden. Auf den Spuren der Vorherigen die eigenen
hinterlassen: Robert Reiter spürt diesen Spuren nach, um eigene zu setzen.
Biografie
Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München u.a. bei Franz Xaver Fuhr (1898-1973),
war Reiter von 1959 bis 1995 als Kunstpädagoge an Coburger Gymnasien tätig. Von 1970-1990 engagierte sich
Reiter ehrenamtlich als Initiator des Gerätemuseums in Ahorn. Seit 1981 internationale und nationale
Ausstellungen.Robert Reiter (*1932 bei Preßburg/ Bratislava) lebt und arbeitet in Untersiemau bei Coburg.
Für die Dauer der Ausstellung wird ein Film mit Interviewmitschnitten gezeigt, den Robert
Reiters Tochter Barbara Reiter (Universität Graz) im August 2021 aufgezeichnet hat.
Eröffnung ist am 11.09. um 16 Uhr. Sie sind herzlich eingeladen!